Vom richtigen Umgang mit Musikinstrumenten

Sehr oft werde ich, nach einem Abschluss eines Geschäftes, gefragt, was man nun genau bei der Pflege an seinem neu erworbenen Schätzchen tun kann. Eigentlich ist es sehr einfach, nur bin ich der Überzeugung, genau deshalb wird es sehr oft vernachlässigt.

Instrumentenkörper, wie auch übrigens menschliche Körper, reagieren sehr empfindlich auf zu große Trockenheit. In unseren Breiten sind die Winter derart hart und lang, dass man der korrekten Lagerung die größtmögliche Beachtung schenken soll. Viel wichtiger ist es, auf eine zu große Trockenheit zu reagieren, als dass das Instrument perfekt glänzt, keine Fingertappen zu sehen sind oder dauernd in einem Behältnis verwahrt bleibt, in dem es übrigens nach sehr kurzer Zeit dieselben klimatischen Bedingungen erfährt als ohne. Über einen regelmäßigen Saitenwechsel, mit einem kleinen Service an Mechaniken und Griffbrett muss ich mich hier nicht äußern, das sehe ich als Selbstverständlichkeit.

Es ist mir ein echtes Anliegen auf dieses brisante Thema, intensiv einzugehen!

Warum ist es gerade bei Gitarren so entscheidend, die korrekte relative Luftfeuchte zu überwachen? Im Unterschied zu Streichinstrumenten, wie es etwa die Violine ist, verfügen gitarrenartige Instrumente immer über Querverleimungen. Diese Balken, die meistens an Decke UND Boden verleimt sind, dienen zum einen der Stabilität und zum anderen der Verteilung des Klanges auf den ganzen Korpus. Jedem, der mit Massivhölzern arbeitet, ist es bewusst: Der Schwund zwischen Längs- und Querholz ist sehr unterschiedlich. Selbst bei abgelagerten, gut getrockneten Hölzern ist ein pulsieren zwischen den Jahreszeiten festzustellen. Oft verändern sich ja nur Saitenlage und Bespielbarkeit über Sommer/Winter, schlimmer wird es wenn die Bundenden aus dem Griffbrett heraus stehen, wenn sich gar Verleimungen lösen oder, die Balken, siehe Bild, seitlich den Rand abdrücken und sich durch die Zarge bohren. Das alles sind Zeichen von nicht korrekt gelagerten Instrumenten.

Oft wird mir vermittelt: Nein, meine Instrumente lagern eh perfekt, wir haben keine Zentralheizung in dem Raum oder das Instrument befindet sich im Proberaum oder Musikzimmer im Keller. Beides KANN ein Vorteil sein, wird aber erst dann augenscheinlich wenn die bloßen Vermutungen den echten Messwerten eines Hygrometers weichen. Der korrekte Bereich zur Lagerung liegt zwischen 40 – 60 % relativer Luftfeuchte, je weiter man sich davon wegbewegt und je länger die Dauer der extremen Trockenheit/Feuchte ist, umso gravierender werden die Folgen für das Instrument, schließlich auch auf den Klang und im Endeffekt natürlich auf das Geldtascherl. Mittlerweile gibt es im Zubehörbereich digitale Hygrometer die verlässlich und genau die relative Luftfeuchte messen und anzeigen. Dieses sehr effektive und doch sogleich sehr einfache Messgerät sollte mittlerweile zwingend zur Grundausstattung eines JEDEN Gitarristen gehören. Ab dann erübrigt sich die Frage: „Welche spezielle Pflege braucht eigentlich meine Gitarre?“

Noch mehr zu diesem Thema oder allgemeine Informationen über den Gitarrenkauf, sehr gerne bei uns in Geschäft/Werkstatt, euer

Johannes Hofer

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der Balken bohrt sich durch die Zarge